Das Jahresende steht vor der Tür und es ist Zeit ein paar Worte über die Bücher aufzuschreiben, die ich im Laufe des Jahres gelesen habe. Auch in diesem Jahr habe ich mein Ziel von 12 Büchern leider wieder verfehlt. Aber hätte mein Tolino im Urlaub nicht plötzlich aufgehört, die aktuelle Leseposition zu speichern, hätte ich mit Sicherheit 11 Bücher geschafft. So sind es nur 9 ½ Bücher und ein neuer Kindle geworden. Ja genau, der Tolino ist Geschichte und ich bereue es keine einzige Sekunde.
Mein erstes Buch war »Die Pest« (★☆☆☆☆) von Albert Camus. Irgendwo hatte ich gelesen, dass dieses im Jahr 1947 veröffentlichte Buch ganz wunderbare Parallelen zur Corona-Pandemie aufziegt. Der Plot klingt auch wirklich verlockend.
In der algerischen Stadt Oran kommen die Ratten aus den Kanälen und verenden auf den Straßen. Kurze Zeit später sterben die ersten Menschen an einem heimtückischen Fieber. Die Pest ist in der Stadt und man sucht eifrig nach einem Gegenmittel, während die Gesellschaft in die Isolation verbannt wird.
Doch leider bewegt sich die gesamte Handlung nur in Zeitlupe voran und Spannung kommt dabei wirklich nie auf. Ich musste mich ernsthaft zwingen diesen Klassiker zu Ende zu lesen und habe mich dabei ein bisschen wie damals in der Schule mit Fontanes Effi Briest gefühlt.
Direkt im Anschluss wollte ich mich durch das Lebenswerk von Franz Kafka lesen, aber über »Der Gruftwächter« (★★☆☆☆), »Der Bau«, (★☆☆☆☆), »Das Urteil« (★☆☆☆☆) und »Die Verwandlung« (★★☆☆☆) bin ich nicht hinausgekommen. Ich habe es wirklich versucht, aber irgendwie ist es dieses kafkaeske nicht so mein Ding.
Das nächste Buch sollte jetzt endlich etwas mehr Spannung und Action haben, weshalb ich sehr zielgerichtet zu »Der Marsianer« (★★★☆☆) von Andy Weir gegriffen habe. Ich war mir ziemlich sicher, den Film vor ein paar Jahren schon mal gesehen zu haben, konnte mich aber nur noch Bruchstücke erinnern. Beste Voraussetzung also, dieses 500-Seiten-Monster zu besiegen. Die Storyline ist einfach und verspricht Spannung: Der Astronaut Mark Watney wird in Folge eines Unfalls auf dem Mars vergessen und kämpft ums Überleben. Und das Buch startet sehr vielversprechend und hat mich anfangs wirklich gefesselt. Doch irgendwann ist die Stimmung bei mir gekippt. Immer wieder ausufernde technische Beschreibungen lesen zu müssen, war für mich eine Qual. Auch das McGyver Mark Watney am Ende jedes noch so kritische Problem mit etwas Klebeband beheben konnte, hat es für mich nicht besser gemacht. Alles in allem kein schlechtes Buch, wenn auch etwas langatmig und leider auch zu vorhersehbar. Im Anschluss habe ich natürlich auch nochmal den Film »Rettet Mark Watney« geschaut. Ich habe aber keine abschließende Meinung, was von beidem nun besser ist. Dem Film fehlt zum Glück die Langatmigkeit und das wissenschaftliche Kauderwelsch. Dafür kommt aber auch die Isolation von Mark und die 6.000 Kilometer lange Reise viel zu kurz.
Direkt danach habe ich mir den aktuellen Andy Weir Roman »Der Astronaut« (★★★★★) geholt und im Rekordtempo verschlungen. Mit fast 600 Seiten ist das Buch wirklich kein Leichtgewicht, aber die Story ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und ich konnte das Buch einfach nicht weglegen.
Ryland Grace erwacht in einem Raumschiff, ohne Erinnerung, wie er dorthin gekommen ist. Doch was ist seine Mission? Die Sonne, auf die er zusteuert, ist eindeutig nichts unsere. Allmählich fällt ihm alles wieder ein: Seit Jahren wird unsere Sonne immer dunkler und kälter. Schuld sind hitzeresistente Lebewesen, die die Wissenschaftler „Astrophagen“ nennen. Die ganze regionale Sternengruppe ist betroffen, mit einer einzigen Ausnahme – Tau Ceti – und genau deshalb wurde er hierher geschickt, um herauszufinden, was diese Sonne immun gegen die Astrophagen macht. Und er ist nicht allein.
Wie bereits in Andy Weirs Debütroman, kämpft wieder ein einzelner Überlebender in einer lebensfeindlichen Umgebung ums sein Überleben, und diesmal auch um das Überleben des gesamten Sonnensystems. Und wieder wird der Leser mit vielen naturwissenschaftlichen Details konfrontiert, von Zellbiologie über chemische Edelgasverbindungen bis hin zu
relativistischer Physik ist alles dabei. Aber das Buch liest sich dennoch leicht und die Spannung steigt von Seite zu Seite und nimmt auch etliche Wendungen. Wer auf Science Fiction steht, kann an diesem Buch eigentlich nicht vorbeigehen.
Dann kam »Hool« (★★★★☆) von Philipp Winkler und fühlte sich etwas an wie ein Schlag in die Fresse: Fußball, Schlägereien und illegale Tierkämpfe in Hannover im Jahr 2009. Klar, dass auch der Selbstmord von Robert Enke, in dieser Coming-of-Age-Geschichte verarbeitet wird. Aber ehrlicherweise hat dieser Roman mehr zu bieten und auch wenn das Buch kein klassischer Pageturner ist, fesselt die Geschichte von Heiko Seite um Seite mehr.
»Herscht 07769« (★☆☆☆☆) von László Krasznahorkai kann ich nicht zu Ende lesen. Ich habe es wirklich versucht, diesen 400 Seiten langen einen einzigen Satz zu lesen. Mein Scheitern liegt auch weniger an den gänzlich fehlenden Satzzeichen, als an der sich nur langsam entfaltenden Geschichte. Und vielleicht ist beides zusammen einfach ein ziemlich sicherer Garant, dass ich beim Lesen dieses Buches quasi sofort einschlafe. So leid es mir tut, aber dieses Buch habe ich nach 200 Seiten abgebrochen.
Und zu guter Letzt habe ich gerade »Die letzte Kosmonautin« (★★★☆☆) von Brandon Q. Morris, ein Kindle-Schnäppchen, das ich für schlappe 3,99 Euro ergattern konnte, beendet.
Der Roman spielt im Jahr 2029 und beschreibt eine alternative Wirklichkeit, in der die DDR durch ein auf dem Staatsgebiet entdecktes Ölvorkommen zu Geld gekommen ist und damit als eines der letzten sozialistischen Länder der Welt noch immer existiert. Die DDR betreibt eine Raumstation namens „Völkerfreundschaft“ auf der die Kosmonautin Mandy seit mehreren Wochen ihren Dienst verbringt. Bald soll Mandy zurück auf die Erde reisen, doch dann passieren unerklärliche Zufälle die mehr und mehr wie Sabotage wirken. Im parallelen Handlungsstrang auf der Erde versucht der ABV Tobias Wagner gemeinsam mit seiner ehemaligen Klassenkameradin ihren spurlos verschwundenen Mann, einen ausgezeichneten Wissenschaftler der DDR wiederzufinden. Die Suche treibt die beiden direkt in das vermeintliche Ölfördergebiet, das von der DDR mit allen Rafinessen abgeschirmt wird. Und dann wird es abenteuerlich.
Der Plot klingt vielversprechend und das Buch ist durchaus spannend bis zum Schluss, aber leider erreicht es insgesamt einfach nicht die atmosphärische Dichte als dass man sich wirklich als Teil dieser alternativen Welt fühlt. Der zu einfache Schreibstil und die eindimensionalen Charaktere machen es bedauerlicherweise dann auch nicht besser. Insgesamt wirkt alles eher oberflächlich und zum Ende explodiert die Handlung als plötzlich immer mehr Fantastereien auftauchen, die man als Leser nur noch schwer begreifen kann. Insgesamt kein schlechtes Buch, auch wenn der Plot mehr Potenzial geboten hätte.