Meine Frau arbeitet seit vielen Jahren im Gesundheitswesen. Sie hat bis zum heutigen Tag 19 Corona-Tests über sich ergehen lassen müssen. Und dennoch hatten alle Bewohner dieses Haushalts COVID-19. Im März 2020, gleich zu Beginn des Lockdowns in Deutschland, hat es uns erwischt. Zum Glück nur mit verhältnismäßig leichten Symptomen und ohne bleibende Schäden. Meine Frau hat jedoch in den letzten Monaten in ihrem beruflichen Alltag hautnah erlebt, welche Schicksale hinter den täglich berichteten Zahlen stehen. Sie hat Menschen sterben, Familien leiden und trauern sehen. Sie hat mit Kollegen gelitten, die mit schweren Verläufen auf der Intensivstation gelandet sind und Monate zur Genesung gebraucht haben. Und dennoch musste sie sich im privaten Umfeld mit Menschen auseinandersetzen, die nicht auf Weihnachtsbesuche verzichten wollten und uns noch dazu Vorwürfe gemacht haben, weil wir die Einzigen waren, die das vehement abgelehnt haben. Unsere Bitte um Vernunft fand kein Gehör. Als Antwort gab es stattdessen Beleidigungen, wir hätten doch keine Ahnung und überhaupt werde doch alles bloß maßlos übertrieben.
Irgendwann haben in Deutschland dann die ersten Menschen eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Meine Frau steht – wie viele ihrer Kollegen – ganz weit oben auf der Liste für eine solche Impfung. Aufgewühlt von dem Bullshit ihrer privaten Filterblase war sie zunächst verunsichert, als sie das Informationsschreiben zur Terminvergabe für die anstehende Impfung in den Händen gehalten hat. Aber sie hat sich informiert und mit vielen Pflegekräften und Ärzten gesprochen. Die absolut überwiegende Mehrheit dieser Menschen lässt sich impfen. Ohne mit der Wimper zu zucken! Es wundert mich ehrlich gesagt nicht, wenn ich mir vorstelle, was diese Menschen in den letzten Monaten gesehen haben und ertragen mussten.
Die, deren Waffe an Weihnachten noch Beleidigungen waren, brüllen nun voll vermeintlicher Sorge »Du wirst dich doch wohl hoffentlich nicht impfen lassen? Das ist doch Selbstmord!«. Sie bleibt beharrlich, ist gut informiert und kontert mit Argumenten. Es wird ekelhaft. Ihr wird vorgehalten, dass das Gesundheitswesen mal wieder bevorzugt werde. Erst der Corona-Bonus und die vom Staat bezahlten Mittagessen und jetzt auch noch eine priorisierte Schutzimpfung. Ist das tatsächlich Neid auf eine Impfung, die man selbst für sich ablehnt?
Meine Frau tobt und steigt aus den Diskussionen aus. Ich habe mich bereits vor geraumer Zeit zurückgezogen und sehe es mittlerweile darwinistisch. Menschen, die während einer Pandemie eine Schutzimpfung aus Angst vor vermeintlichen Nebenwirkungen ablehnen, sind entweder besonders schlau oder einfach nur dumm. Die nächsten Jahre werden zeigen, was davon stimmt. Man kann nur hoffen, dass irgendwann mehrheitlich Impfverweigerer von COVID-19 dahingerafft werden. Dann wären zumindest ein paar Idioten weniger im menschlichen Genpool.
»Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.«
Albert Einstein
Um es klar und deutlich zu sagen: Ich bin weder Virologe noch Arzt. Aber ich kann lesen und ich weiß, wie ich Informationen verifizieren kann. Und ich lasse mich mit vollster Überzeugung impfen, sobald ich die Chance dazu habe. An COVID-19 zu erkranken, kann ziemlich blöd ausgehen. Im Vergleich dazu ist eine Impfung vermutlich ziemlich lächerlich. Am Ende muss das aber jeder für sich selbst bewerten. Aber, wer wissenschaftliche Erkenntnisse als von geheimen Mächten gekauft ansieht und seine Impfskepsis auf vermeintliche Ärzte obskure Heiler bezieht, die mit Bullshit auf Facebook, Instagram und YouTube Geld verdienen, braucht ohnehin zuerst einmal eine Impfung gegen Dummheit.